Störungsbilder beim E-Rezept: Immer wieder TI-Ausfälle und merkwürdige Zufälle

Im Gros funktioniert das E-Rezept besser als befürchtet, doch in der komplexen Prozesskette gibt es immer wieder Störungen rund um die Telematikinfrastruktur.

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Noch keine Ruhe eingekehrt

(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
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Beim E-Rezept ist noch keine Ruhe eingekehrt, obgleich es besser läuft als gedacht. Seit die Ärzte im Januar dieses Jahres zur Ausstellung des E-Rezepts verpflichtet wurden, sind so viele E-Rezepte ausgestellt worden wie noch nie. Inzwischen liegt die Zahl der eingelösten E-Rezepte bei 87.652.363 (Stand 27. Februar 2024). Das geht aus dem TI-Dashboard hervor, das Teil der Transparenz-Initiative der für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zuständigen Gematik ist.

Mit dem TI-Dashboard wird jedoch nicht klar, welcher der drei Wege – elektronische Gesundheitskarte (eGK), Ausdruck oder E-Rezept-App – für das E-Rezept genutzt wurde. Die meisten werden aber mit dem einfachsten Weg über die eGK eingelöst, die zum Einlösen lediglich in das Kartenlesegerät der Apotheke gesteckt werden muss.

Zwar hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erst kürzlich in einem Brief versprochen, "mit Hochdruck" an Verbesserungen zu arbeiten – doch alle aktuell übrigen E-Rezept-Baustellen nannte Lauterbach nicht. Beispielsweise wurden immer wiederkehrende Ausfälle und Störungen rund um die Telematikinfrastruktur, die für den sicheren Austausch von Gesundheitsdaten gedacht ist, nicht genannt.

Unklar ist möglicherweise auch, wer für die Ausfälle und damit verbundene Schäden wie Verdienstausfälle bei Apotheke haftet. "Die Frage der Haftung im Falle von Störungen der Telematikinfrastruktur lässt sich nicht pauschal beantworten", teilte eine BMG-Sprecherin heise online auf Anfrage mit. "Maßgeblich sind stets die Umstände des Einzelfalls, insbesondere die Ursachen, die zu der Störung geführt haben.

Grundsätzlich gilt, dass im Rahmen der Telematikinfrastruktur keine besonderen haftungsrechtlichen Regelungen bestehen", heißt es von der Sprecherin. Demnach gelten "die allgemeinen haftungsrechtlichen Vorgaben und Grundsätze. [...] Allen haftungsrechtlichen Tatbeständen gemein ist, dass den Verursacher ein Verschulden für den eingetretenen Schaden treffen muss".

Doch nicht immer ist die Problemstelle eindeutig zuordenbar. Allein der Einlöseprozess beim E-Rezept umfasst mehr als 20 Schritte, sodass die Ursache nicht immer identifiziert werden kann. Kommt es bei einem einzigen Dienst zu Störungen oder Ausfällen, sind in der Folge direkt weitere betroffen. Das Zusammenspiel von Konnektor – ein besonderer Router für die Anbindung an das Gesundheitsnetz – und Software scheint bei manchen Dienstleistern ebenfalls für Probleme zu sorgen. Das zeigt sich am Beispiel von CGM, wo die Ursachen für Störungen immer noch unklar sind. Manchmal gibt es auch Fehler in Praxisverwaltungssystemen oder Warenwirtschaftssystemen.

Ein weiterer Software-Hersteller berichtete von Lastproblemen bei der Signatur des E-Rezepts, die immer zur vollen Stunde auftreten, aber auch zwischen 7:30 Uhr und 8:30 Uhr, wie auch aus Log-Dateien hervorgeht. Das Problem bestehe schon seit Jahren, allerdings falle das erst auf, seitdem eine Masse an E-Rezepten signiert werden muss. Sobald Ärzte es später noch einmal mit der Signatur des E-Rezepts mittels elektronischem Heilberufsausweis probieren, laufe das dann reibungslos. "Der von Ihnen genannte Sachverhalt wird von uns weiterhin geprüft und wir sind weiter mit den Dienstleistern in der Analyse", heißt es von der Gematik auf Anfrage.

Darüber hinaus kommt es immer wieder zu Ausfällen oder Störungen der Telematikinfrastruktur. Am 14. Februar war ungefähr eine Stunde das E-Rezept lahmgelegt. Das war auf eine Störung einer Komponente bei Arvato Systems zurückzuführen. Erst gestern gab es wieder eine Störung des von IBM betriebenen sektoralen Identitätsprovider (IDP). In der Folge konnten unter anderem Versicherte der Techniker nicht ihre GesundheitsID nutzen, um sich beispielsweise in der E-Rezept-App anzumelden oder weitere Dienste zu nutzen. Die inzwischen behobene Störungen hatte nur "geringfügige Auswirkungen" gehabt, zitiert Apotheke Adhoc die Gematik.

Ende 2023 und Anfang des Jahres hatte es abwechselnd bei allen IDPs derartige Probleme gegeben, wodurch alle Krankenkassen betroffen waren. Bisher haben sich laut TI-Dashboard fast eine Million Menschen für eine GesundheitsID registriert.

(mack)