Freelancer: Neue Rekord-Stundensätze – und doch Zukunftsängste

Eine Studie von freelancermap bestätigt die positiven Trends des Vorjahres – und auch die negativen: Inflation und Rezession drücken die Grundstimmung etwas.

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(Bild: iX)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Achim Born

Zum ersten Mal knackt der durchschnittliche Stundensatz von Freelancern, Freiberuflern und Selbstständigen die 100-Euro-Marke. Die über 3000 Personen, die den diesjährigen Freelancer-Kompass der Projektplattform freelancermap mit Daten fütterten, erhalten im Schnitt 100,26 Euro – vier Euro mehr als noch im Vorjahr (Grafik 1).

Die Stundensätze steigen weiter.

(Bild: freelancermap)

Das Nettoeinkommen liegt mit durchschnittlich 6300 Euro monatlich 122 Euro über dem Vorjahreswert. Allem Anschein gelingt es Freelancern im Unterschied zu den angestellten Pendants Preissteigerungen schneller an ihre Kundschaft weiterzureichen. Schließlich kalkulieren 44 Prozent ihre Preise für jedes Projekt neu und weitere 32 Prozent passen den eigenen Stundensatz pro Kunde an. Zugleich nennen drei Viertel der freiberuflichen Fachleute die Inflation als häufigsten Grund, Honoraranpassungen durchzusetzen.

SAP-Wissen macht sich besonders bezahlt.

(Bild: freelancermap)

Absolute Top-Verdiener sind laut dem diesjährigen Freelancer-Kompass mit je 119 Euro Stundensatz einmal mehr Freelancer mit SAP und Beratung/Management-Skills. Das Schlusslicht im Stundensatz-Ranking bilden einmal mehr der Menschen im Grafik/Content/Medien-Beritt, die im Vergleich zum Vorjahr immerhin sechs Euro mehr erhalten. Der Aufschlag änderte indes wenig an der grundsätzlichen Zufriedenheit mit dem Salär. Im Unterschied zu den SAP-Experten (83 Prozent) und Beratern (68 Prozent) bleiben unter den Kreativen die Zufriedenen (39 Prozent) in der Minderheit.

Wer mehr verdient, ist auch zufriedener – einfache Rechnung.

(Bild: freelancermap)

Angesichts der hohen Unterschiede im Salär überrascht es kaum, dass auch die Umsatzschere immer mehr auseinander klafft. Beispielsweise nahm jeder zweite in 2022 mindestens über 100.000 Euro brutto ein, gut die Hälfte davon sogar über 150.000 Euro im Jahr. Allerdings mussten sich auch 23 Prozent mit weniger als 50.000 Euro begnügen. 53 Prozent der an der Umfrage Teilnehmenden gab an, am Ende des Jahres einen Bruttogewinn von über 50.000 Euro verbucht zu haben. 26 Prozent kamen noch nicht einmal auf 25.000 Euro.

Deutlich weniger Freelancer sehen die eigene Auftragslage positiv als noch 2022.

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Als Grund für die im Vergleich zum 2022er-Kompass leicht niedrigeren Gewinne unterstellen die Studienautoren steigende Kosten durch die Inflation. Überhaupt deuten weitere Umfragedaten, dass ungeachtet der grundsätzlich positiven Stimmung Inflation und Rezession doch ein wenig aufs Freelancer-Gemüt drücken. So bewerten beispielsweise 60 Prozent die eigene wirtschaftliche Lage als gut beziehungsweise sehr gut. Acht Prozent charakterisieren sie jedoch als schlecht bis sehr schlecht. 63 Prozent sind mit ihrem Einkommen grundsätzlich zufrieden, 37 Prozent nicht.

Knapp zwei Drittel plagen keine Existenzängste.

(Bild: freelancermap)

Zum Vergleich: 2022 waren 72 Prozent zufrieden. Seinerzeit beschrieben auch noch 67 Prozent die Auftragslage als gut bis sehr gut. Aktuell sind es lediglich 47 Prozent. 15 Prozent sprechen sogar von einer schlechten bis sehr schlechten Auftragslage. Dass die Zahl der Menschen, die gar Existenzängste plagen, von 14 auf aktuell 20 Prozent angestiegen ist, überrascht da kaum. Immerhin setzen 39 Prozent darauf, dass sich die Auftragslage in diesem Jahre verbessert.

(jvo)