Bizarre Ratte: Frontiers zieht Publikation mit Midjourney-Bildern zurück

Nach der Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Arbeit mit KI-generierten Ratten-Bildern hagelt es Kritik. Inzwischen hat Frontiers das Paper zurückgezogen.

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Mit KI erstelltes Bild einer Ratte und deren Innereien

So sieht eine echte Ratte aus. Im zurückgezogenen Forschungspapier ist das anders.

(Bild: dpa)

Lesezeit: 2 Min.

Nach der Veröffentlichung eines Papers mit dem Titel "Cellular functions of spermatogonial stem cells in relation to JAK/STAT signaling pathway" in der Fachzeitschrift Frontiers in Cell and Developmental Biology hatte das Bild einer Ratte für Furore gesorgt. In dem Artikel wurde der Zusammenhang zwischen Stammzellen in den Hoden von Säugetieren und einem Signalweg untersucht, der für Entzündungen und Zellkrebs verantwortlich ist. Am schriftlichen Teil der Arbeit wurde nichts beanstandet.

Für Diskussion sorgten bizarre, offensichtlich ungenaue Bilder von Midjourney mit merkwürdigen, ebenfalls KI-generierten Beschriftungen. Zwar hatten die Forscher angegeben, dass die Bilder im Artikel von Midjourney erstellt wurden, doch die Beschriftung der Zeichnungen wirft Fragen auf.

Bei der Graphik sticht etwas ins Auge, das wie ein sehr großer Rattenpenis aussieht und mit "Dissliced" beschriftet ist. Anatomisch falsch ist außerdem die Größe des Penis, der den Rahmen des Bildes sprengt.

Diese Ratte könnte wahrscheinlich nicht laufen.

(Bild: Guo X, Dong L and Hao D)

Ebenso scheint die Ratte mindestens über drei Hoden zu verfügen. Auch die Abkürzung "dck" erregt Aufmerksamkeit, wie unter anderem Gizmodo berichtet hatte. Inzwischen wurde die Publikation mehr als 2.000-mal heruntergeladen und 70.000-mal angesehen (Stand 3. März 2024).

Drei Tage nach der Veröffentlichung hat Frontiers die Publikation wieder zurückgezogen, mit dem Hinweis, das Paper verstoße gegen die Richtlinien. "Der Artikel entspricht nicht den Standards der redaktionellen und wissenschaftlichen Genauigkeit für Frontiers in Cell and Developmental Biology, daher wurde der Artikel zurückgezogen. Frontiers möchte den besorgten Lesern danken, die uns bezüglich des veröffentlichten Artikels kontaktiert haben", heißt es in einer Begründung der Fachzeitschrift.

Immer wieder wird der Umgang von Wissenschaft und generativer KI diskutiert. Im Herbst 2023 hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Leitlinien zum Umgang mit Chatbots wie ChatGPT und Bild-KIs wie Midjourney veröffentlicht. Dabei setzt die DFG vor allem auf Transparenz, allerdings müssen noch weitere Erfahrungen veröffentlicht werden.

(mack)